Nach längerer Zeit zurück in Iserlohn, folgt nun endlich der überfällige Bericht vom Jakobsweg. Anbei also die einzelnen Stationen meines Weges mit einigen wenigen Kommentaren. Den Rest füllen die Fotos aus, … bleiben noch Fragen offen, wird mein verbaler Bericht herhalten, wie schon stellenweise geschehen – vielen Dank für das Interesse.
Die letzten zwei Seiten meines Pilgerausweises:
23. Mai
Dortmund – Bilbao – San Sebastian – Irun – St. Jean-Pied-de-Port (804km bis Santiago)
Die Abfolge der Städte spricht für sich, diese Odyssee brauche ich nicht zu kommentieren. Jedoch war ich sehr froh, nachdem ich um 4 Uhr morgens in Iserlohn aufgebrochen bin, gegen 17 Uhr in der Herberge in St. Jean angekommen zu sein.
24. Mai
St. Jean-Pied-de-Port – Roncesvalles (777km bis Santiago)
Die erste Etappe ging von 200m NN auf 1400m NN, über 28km Distanz. Die Pyrenäen zeigten sich von ihrer besten Seite.
Die Anstrengung war unglaublich. Nach fast 8 Stunden Wanderung, erreichte ich Roncesvalles und dort stand ein Schild mit der Aufschrift “Santiago 790km” – sehr motivierend.
25. Mai
Roncesvalles – Larrasoana (749km)
Den zweiten Wandertag habe dann ein wenig lockerer begangen, wehrte sich doch der ganze Körper gegen weitere Kilometer.
26. Mai
Larrasoana – Puenta la Reina (709km)
Eigentlich waren weniger Kilometer geplant, doch Antonio, der Brasilianer, hatte weitläufigere Pläne und ich folgte.
27. Mai
Puenta la Reina – Villamayor de Monjardin (677km)
Eine einfache Herberge auf Spendenbasis, eher ein Matrazenlager und somit funktional, nicht “up-scale”. Mit einer Dusche vorweg, war mir egal auf welchem Untergrund ich schlief. Alles bueno.
28. Mai
Villamayor de Monjardin – Viana (645km)
Man wird ungeduldig und hofft auf körperliche und geistige Entspannung, jedoch will der Kopf noch nicht recht loslassen. Die Landschaften und bildhübschen Dörfer helfen jedoch, gewissen Dinge zu vergessen.
29. Mai
Viana – Ventosa (616km)
30. Mai
Ventosa – Santo Domingo de la Calzada (583km)
Bis hierhin gab es keinerlei Probleme mit dem Füßen. Rein prophylaktisch ließ ich meine Füße von einem freiwilligen Fußdoktor durchchecken, und die nächsten 4 Tage hatte ich mit ein paar Blasen an meinen Füßen zu kämpfen. Aje. Danach hatte ich aber wieder alles im Griff, aber die Beratung hätte ich mir sparen können. 🙂
31. Mai
Santo Domingo de la Calzada – Villafranca Montes de Oca (547km)
1. Juni
Villafrance Montes de Oca – Burgos (507km)
Speziell die letzten, die Eingangsstraße nach Burgos, zogen sich in eine Unendlichkeit an Beton.
2. Juni
Burgos – Hontanas (475km)
3. Juni
Hontanas – Boadilla del Camino (445km)
4. Juni
Boadilla del Camino – Corrion de los Condes (419km)
Angekommen in Corrion d. l. Condes. Als weiterer Abschnitt folgt die Meseta (span. “Tisch”), eine ewig lange Ebene, die einzig und allein den weiten Weg am Horizont zeigt, mehr nicht. Nach den vielen Kilometern schwankt man zwischen Reiz der Weite und Wahnsinn ohne Ende.
5. Juni
Corrion de los Condes – San Nicolas (384km)
Sonnenstich, aber 100%ig.
6. Juni
San Nicolas – El Burgo Ranero (359km)
7. Juni
El Burgo Ranero – Arcahueja (329km)
Ich genieße und genoß die Gesellschaft einiger Weggefährten, nach fast 500km ist deutlich, dass ein Weg ganz alleine zu langweilig und zu einsam wäre.
8. Juni
Arcahueja – San Martin del Camino (294km)
9. Juni
San Martin del Camino – Murias de Rechivaldo (264km)
Zu dem Zeitpunkt stehe ich bereits ohne Wecker um 5:00 morgens auf um mich auf den Weg zu machen. Die innere Uhr ist gestellt, der Geist will weiterlaufen. Jedoch regnet es wie aus Eimern, es ist sehr dunkel, kalt und unangenehm. Die Klamotten sind naß, trotz Regenponcho. Dem Regen und Wind trotzdend, geht es Schritt für Schritt weiter in Richtung Astorga, das heute noch passiert werden soll. Nach all dem Sonnenschein und der Wärme, kann und will man sich nicht an den Regen gewöhnen. Man sehnt sich nach seinem Zuhause.
10. Juni
Murias de Rechivaldo – El Acebo (231km)
Regen, Regen, Wind, Hagel, Regen, … mehr Wind. Die Laune ist am Tiefpunkt, trotz Fass ohne Boden.
11. Juni
El Acebo – Cacabelos (199km)
Der Regen hat nachgelassen und nach ca. 30km ist Cacabelos erreicht. Diese Herberge ist in einem Kranz um eine alte Kirche herum gebaut und zählt ca. 70 Betten. Sehr schlicht, sehr einfach, aber es funktioniert.
12. Juni
Cacabelos – Herrerias (169km)
Die Herberge in Herrerias wurde in meinem Reiseführer als “alternativ” bezeichnet und sie war schlichtweg toll. Sie war einfach und schlicht, also eher ein Refugio und auch die einzige Herberge im Dorf. Die “Herbergsmutter” spricht 7 Sprachen, wobei Deutsch ihr Favorit ist 🙂 – das habe ich nicht wirklich verstanden, einfach zur Kenntnis genommen. Das Strom für das Haus wird durch Solarzellen erzeugt, gekocht wurde vegetarisch. Ein wirklich toller Aufenthalt und sehr empfehlenswert.
13. Juni
Herrerias – Triacastela (138km)
Hier habe ich einen Teil meiner Unterwäsche verloren. Ich möchte nicht drüber sprechen.
14. Juni
Triacastela – Ferreiros (104km)
Die letzten 100km bis Santiago sind nahe …!
Die Wegweiser motivierten jedes Mal:
15. Juni
Ferreiros – Palas de Rei (70km)
16. Juni
Palas de Rei – Arzua (39km)
17. Juni
Arzua – Pedrouzo (21km)
Die letzte Etappe vor Santiago, strategisch so gewählt, dass wir die letzten Tage nur noch ca. 20km pro Tag laufen und sich der Körper bereits einfach wenig erholen kann. Die letzten Kilometer bis Santiago, sollen bereits in der frühen Frühe angebrochen werden – so war es dann auch …
18. Juni
Pedrouzo – Santiago de Compostela (0km)
Um 3 Uhr morgens aufgestanden, um 3:40 bereits unterwegs. Santiago will früh erreicht werden, das Pilgerbüro öffnet um 9 Uhr.
Santiago, endlich angekommen und was für eine Stadt. Es folgten drei Tage in einer großartigen Stadt, mit viel Fiesta.
Natürlich ging es auch zur Pilgermesse:
“Santiago” ist wohl eine Zusammensetzung aus den “Sanctus” und der italienischen Form von Jakob bzw. Jakobus. “Compostela” heißt so viel wie “Feld aus Sternen” und man sagte früher, dass die Sterne den Pilgern den Weg nach Santiago weisen würden. Ich mag diese Vorstellung, ein schönes Bild.
Fotoalbum@Picasa:
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Fisterra & Kap Finisterre:
“Fisterra” bzw. “Finisterra” setzen sich wohl aus den spanischen Wörtern für “Ende” und “Welt/Erde” zusammen, sodass man hier auch vom “Ende der Welt” spricht. Die Pilger zogen damals von Santiago noch weiter in Richtung Westen, bis sie in Fisterra an der Küste ankamen und der Blick (und auch der damalige Kenntnisstand) das Ende der Welt suggerierte. Ich war da und kann es nachempfinden, ein atemberaubender Ausblick.
Schlußendlich kann ich jedem diese Erfahrung (oder in ähnlicher Form) empfehlen und ans Herz legen. Insgesamt war es ein unglaublicher Trip:
Unglaublich anstrenged.
Unglaublich schön.
Unglaublich lang.
Unglaublich interessant.
Unglaublich anders.
Unglaublich faszinierend.
Unglaublich fordernd.
Unglaublich intensiv.
Unglaublich vieles mehr …
Peace.
Kop ***
P.S.: Kleinere Aktualisierungen folgen vielleicht … zeitnah oder zeitfern…
Schöne Kirchen, Kathedralen, Natur, Bergen! Ich mag die Geschichte mit den Sternen und die Fotos an der Küste!!! Traumhafter Ausblick!